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AV-Technologien

Studenten entwickeln Augmented-Reality-Konzepte

Wie lässt sich das Potenzial von Augmented Reality für Rundfunkanstalten nutzen? Dieser Frage sind 15 Studentinnen und Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität München bei einem Praktikum des IRT auf den Grund gegangen. Das Endergebnis kann sich sehen lassen: Die Teams präsentierten drei praxisnahe Prototypen für ganz unterschiedliche Einsatzbereiche.

Simon Von der Au

Das große Staunen über Augmented Reality (AR) ist langsam vorbei. Durch die Integration der Technologie in Android- und iOS-Geräten ist sie mittlerweile weitverbreitet. So lässt sich AR in den sozialen Medien beispielsweise nutzen, um sich virtuell zu verkleiden oder Kosmetikprodukte zu testen. Und auch die klassischen Medienhäuser haben ihre ersten Erfahrungen mit der Technologie gesammelt.

Gerade bei Fernsehproduktionen sind die Einsatzmöglichkeiten sehr vielfältig. Unter anderem kann AR Produktionsprozesse unterstützen, bei der Einbindung von Grafiken im Studio genutzt werden, das Storytelling unterstützen oder als begleitendes Anschauungsmaterial für den Zuschauer verwendet werden.

Seit drei Jahren beschäftigt sich ein studentisches Team am IRT mit Augmented Reality. In der Vergangenheit hat dieses bereits untersucht, wie sich Microsoft HoloLens Spectator View und iOS Spectator View für virtuelle Grafiken in der Fernsehproduktion einsetzen lassen. Dieses Jahr beschäftigten sich die Studenten unter anderem damit, wie Moderatoren während der Sendung mit den Hologrammen interagieren können und wie Zuschauer AR-Inhalte begleitend zu einer Sendung zu Hause betrachten können.

Gerade bei Fernsehproduktionen sind die Einsatzmöglichkeiten von Augmented Reality sehr vielfältig.

Praktikum mit der LMU

Um die Bandbreite an Ideen zu vergrößern, hat das IRT im Sommersemester 2019 in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Medieninformatik der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Praktikum mit 15 Studenten organisiert. Ziel des Praktikums war es, Konzepte für die nutzwertige Verwendung von AR in Rundfunkanstalten zu entwickeln und diese von der Idee bis zum Prototyp umzusetzen. Um die Ideen so realistisch und nützlich wie möglich zu gestalten, stellten die Studenten die erarbeiteten Konzepte in einer frühen Phase den Rundfunkanstalten vor. Die Veranstaltung besuchten 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Programm, Technik und Produktion von ARD und ZDF. So konnten die Studenten wichtiges Feedback sammeln und in ihre Projekte mit einfließen lassen.

Jede Idee konnte Projektpaten bei den Rundfunkanstalten gewinnen, die das Team während der Entwicklung unterstützten.
Während einer einwöchigen Implementierungsphase wurden die Prototypen erstellt, um die Konzepte zu demonstrieren. Am OpenLab Day 2019 des Lehrstuhls präsentierten die Teams ihre Prototypen den Besuchern.

Drei Konzepte hatten sich aus dem anfänglichen Brainstorming im Frühjahr herauskristallisiert:

  • AR für die Produktion
    Wenig Zeit bei der Planung des Studioaufbaues? Das Konzept des PlaceholdAR Teams hat genau diese Problemstellung im Fokus. Durch die Verwendung von AR lassen sich Studios und Drehorte vorab in AR ausstatten. Das Studententeam holte sich für die Entwicklung ihrer Anwendung Feedback vom Bayerischen Rundfunk. Die prototypische Anwendung ermöglicht es, im sogenannten Set-Up-Modus mittels eines Tablets ein Sendestudio virtuell mit Equipment auszustatten. Während des eigentlichen Aufbaus kann der Anwender im sogenannten Construct-Modus mittels einer HoloLens auf Visualisierungen der virtuell ausgestatteten Räume zugreifen. Dank der AR-Brille sind während des Aufbaus die Hände frei, um die virtuellen Platzhalter mit dem echten Equipment zu ersetzen.
  • AR für Serienfans
    Einmal hinter die Kulissen der Lieblingsserie schauen? Das geht mit der App-Idee des Storytelling AR Teams. Damit können Fans die Sets von Serien besuchen und durch die App den Dreh in AR wieder zum Leben erwecken. Um ihren Prototypen zu entwickeln, begleitete das Team einen Tag die Dreharbeiten der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“. Dabei erfassten die Studenten Teile der Dreharbeiten am Set in Söll mithilfe von 360°-Kameras, um die Szenen hinterher in AR nachzubauen. In ihrem Prototyp können Fotos von markanten Orten am Set von einem Smartphone oder Tablet erkannt werden. Der virtuelle Drehort baut sich dann um die Fans herum auf. Zusätzlich liefert die App kurze Videos vom Drehtag.
  • AR unterstützt 360°-Filme
    360° Filme auf dem Fernseher schauen? Auf den meisten VR-Brillen ist die Qualität der 360°-Filme sehr bescheiden. Auf dem Fernsehbildschirm hingegen ist immer nur ein Ausschnitt eines 360°-Bildes darstellbar. Das Team Interactive 360° AR ging der Frage nach, wie sich 360° und AR mittels einer HoloLens miteinander kombinieren lassen. Feedback und Videomaterial zu 360°-Produktionen bekamen die Studenten vom ZDF. Für den Prototypen entwickelten sie eine HoloLens-App, in der das 360°-Video um den Fernseher herum, nach links und rechts sowie oben und unten, erweitert wird. So kann der Zuschauer auf dem Fernseher einen Ausschnitt des Films in guter Qualität sehen, während er den Rest des Filmes als umliegende Sphäre in einer niedrigeren Qualität betrachten kann. Den Ausschnitt, der auf dem Fernseher sichtbar sein soll, kann der Zuschauer aktiv wählen und jederzeit verändern.

Alle Prototypen der Teams konnten die Ideen auf einem sehr hohen Level veranschaulichen und deren Machbarkeit demonstrieren. Zudem hatten die Teams während des Praktikums großen Spaß und waren hoch motiviert, was sich in der Qualität der Arbeiten widerspiegelt. Dank ihrer Paten bei den Rundfunkanstalten lernten sie nicht nur eine Menge über AR, sondern erhielten auch einen Einblick in den Rundfunkalltag. Ein Drehtag am Set in Söll und die Zusammenarbeit mit einer Filmcrew ist in der LMU nicht alltäglich.  Für die Rundfunkanstalten sind die Projekte drei gute Beispiele, wie sich AR in unterschiedlichen Bereichen sinnvoll einsetzen lässt.

Das Praktikum war ein voller Erfolg. Daher wird im Sommersemester 2020 ein weiteres Praktikum mit der LMU rund um das Thema Storytelling in AR stattfinden.

Hier geht es zu mehr Informationen über AR im IRT Lab.

Studenten präsentieren die Prototypen ihrer Augmented-Reality-Konzepte.